Die Balance von Study, Work and Life – Ist es möglich?
Juni 15, 2024 2024-08-29 22:39Die Balance von Study, Work and Life – Ist es möglich?
Laut dem Bundesamt für Statistik sind drei Viertel der Studierenden neben ihrem Studium erwerbstätig und arbeiten durchschnittlich zehn Stunden pro Woche. Zusätzlich engagieren sie sich in Aktivitäten wie Sport und Musik oder nehmen andere Verpflichtungen wahr. Daher ist für Studierende eine gesunde Work-Life-Balance besonders wichtig, um sowohl im Studium als auch im Privatleben erfolgreich zu sein. Aber wie kann man das erreichen? Ist es überhaupt möglich, alles unter einen Hut zu bringen?
Wir haben Studierende dazu befragt, wie sie ihren persönlichen Ausgleich schaffen und was für sie eine gesunde Balance ausmacht. Sie geben auch einige Tipps, wie sie diese Balance aufrechterhalten.
OecNews: Zu Beginn möchten wir natürlich wissen, was Du studierst, wie viele ECTS Du durchschnittlich pro Semester machst und was deine Beschäftigungen neben deinem Studium sind. Interessant wäre auch zu wissen, wie viel Zeit deine Nebenbeschäftigungen pro Woche konsumieren.
Sevi: Ich studiere BWL und B&F im 8. Semester und schreibe nun in meinem letzten Semester noch meine Bachelorarbeit. Während meines Studiums arbeitete ich immer zwischen 20% und 40% nebenbei. In den Semesterferien waren es eher 40% und in der Lernphase ungefähr 20%. Was die ECTS angeht, habe ich im Durchschnitt 24 ECTS gebucht, was meistens fünf Fächer entsprach.
Mein Semester war immer zweigeteilt. In der ersten Hälfte des Semesters war der Fokus noch nicht so sehr aufs Studium gerichtet. Da arbeitete ich normalerweise zwei Tage in der Woche am Flughafen Zürich. Nebenbei besuchte ich 6-ECTS Vorlesungen und erledigte die obligatorischen Assignments. In dieser Phase des Semesters nahm der Fachverein Ökonomie, sowie die Dienstleistungskommission des VSUZH insgesamt ca. drei Halbtage pro Woche in Anspruch. Der Rest der Zeit kam Freizeitaktivitäten wie Sport zu Gute.
In der zweiten Hälfte des Semesters war dann das Studium im Zentrum. Hier arbeitete ich nur ca. drei Halbtage in der Woche und das Engagement in den Vereinen beschränkte sich auch auf ein Minimum. Je näher die Prüfungen kamen, desto mehr war der Fokus auf dem Lernen. Die letzten 4-6 Wochen lernte ich praktisch nur noch. Ich nahm mir für jedes 3-ECTS Fach eine Woche am Stück Zeit, wo ich den gesamten Stoff aufholte und mich prüfungssicher machte.
OecNews: Wow, du bist aber ein sehr beschäftigter Student, der nicht nur das Studium unter einen Hut bringen muss, sondern auch noch vielen anderen Verpflichtungen nachgehen muss. Was würdest Du sagen, was für dich eine gesunde Study-Work-Life Balance bedeutet?
Sevi: Ich denke im Studium eine gute Balance zu finden ist einfacher als später im Berufsleben, da man mehr Abwechslung hat. Eine gesunde Balance bedeutet für mich, dass alle drei Aspekte (Study, Work und Life) genügend Platz finden. Hier geht es nicht unbedingt darum, wie viel Zeit man investiert. Eine Stunde Freizeitaktivität, welche man mit Freude praktiziert, reicht für mich, um 4-6 Stunden lernen/arbeiten zu kompensieren.
OecNews: Da wir nun wissen, was für dich eine gesunde Balance ist, möchten wir wissen, wie Du eine gute Study-Work-Life-Balance für dich kreierst und Du deine verschiedensten Verpflichtungen bewältigst, ohne dass etwas zu sehr vernachlässigt wird.
Sevi: Ich versuche immer alle Verpflichtungen zu bündeln und möglichst wenig hin und her zu springen. Somit arbeiten ich möglichst ganztags, versuche Meetings auf einen Halbtag zu legen und halte immer den ganzen Tag für eine Studysession frei. Es ist anstrengend sich mehrmals pro Tag in neue Angelegenheiten reinzudenken. Als Beispiel: Stell dir einen Lerntag vor, an dem du um 10 Uhr und um 15 Uhr ein einstündiges Meeting hast. Du wirst zweimal unnötig aus dem «Konzentrationsflow» gezogen und musst dich dann wieder in alles reindenken.
Etwas Wichtiges, was ich während meinem Studium gelernt habe, ist das richtige Setzen von Prioritäten. In der Lernphase liegen die Prioritäten anders als zu Beginn des Semesters. Während der Lernphase schiebe ich viele Dinge nach hinten, die gerade nicht so wichtig sind. Ein Beispiel kann die Fristerstreckung der Steuererklärung sein. Ausgang und Alkoholkonsum wird in dieser Zeit auch komplett eingestellt.
OecNews: Es ist sehr interessant zu sehen, dass Du sehr strategisch an das Ganze herangehst. Du hast die Lernphase schon kurz erwähnt, aber weiter würde uns noch wundernehmen, wie Du in dieser stressigen Zeit weiterhin eine gewisse Balance aufrecht halten kannst.
Sevi: In der Lernphase geht das Lernen vor. In dieser Zeit mache ich aber auch täglich Sport, um den Kopf zu lüften. Der Vormittag ist für mich der produktivste Zeitraum, da versuche ich vier produktive Stunden zu erbringen, mit einer Pause von ca. 30 Minuten in der Mitte. Nach dem Mittagessen gehe ich kurz an die frische Luft, um den Kopf durchzulüften. Den Nachmittag ist dann meistens etwas gemächlicher. Da bin ich zufrieden, wenn ich 45 Minuten arbeite und 15 Minuten Pause mache. Gegen 17 Uhr beende ich spätestens meinen Lerntag und gehe in den Sport. Entweder ist es ein paar Kilometer joggen, Fussball spielen oder squashen. Am Abend gehe ich beizeiten ins Bett, um sicher auf meine acht bis neun Stunden zu kommen. Der Schlaf hat in der Lernphase hohe Priorität.
OecNews: Wenn Du gerade von diesen Freizeitaktivitäten sprichst. Welche Ressourcen stellt die Uni zur Verfügung, um eine Study-Work-Life-Balance zu unterstützen und hast Du solche schon genützt?
Sevi: Die UZH hat ein riesiges Sportangebot, welches man als Student praktisch kostenfrei nutzen kann. Da ich besser allein lernen kann und mir die Atmosphäre in einer Bibliothek nicht so gefällt, arbeite ich meistens zu Hause. Deshalb jogge ich bei mir in der Nachbarschaft. Für Fussball und Squash nutze ich das ASVZ aber gerne.
OecNews: Zu guter Letzt dürfen Tipps natürlich nicht fehlen. Hast Du Tipps für Studierende, die sich mit der Study-Work-Life-Balance noch schwertun?
Sevi: Mein Tipp für dich ist das Bündeln von Tätigkeiten, die der gleichen Gruppe zuzuordnen sind. Meetings auf einen ähnlichen Zeitraum legen und während eines Lerntags keine Ablenkungen einbauen. Zudem ist es wichtig eine Freizeitaktivität zu finden, die einem Freude bereitet und hilft den Kopf zu lüften und diese dann auch regelmässig zu praktizieren.
OecNews: Vielen herzlichen Dank für deine ehrlichen Antworten und weiterhin viel Erfolg in deinem Studium!
Uns ist wichtig, dass dir bewusst ist, dass Du schlussendlich deine eigene Strategie finden musst, um für dich die richtige Study-Work-Life-Balance zu finden. Wie Sevi das ganze Studium meistert, kann eine Inspiration sein und soll einfach zeigen, dass Du ganz bestimmt deinen eigenen Weg finden wirst :).
Ein Beitrag von Livia Bättig.