“Meet Your Prof” mit Prof. Dr. Egon Franck
August 25, 2025 2025-08-25 21:48“Meet Your Prof” mit Prof. Dr. Egon Franck
1. Wollten Sie schon immer Studenten dozieren oder ergab es sich mit der Zeit?
- Zwei Zufälle stellten die Weichen für mich. Ein bekannter Professor – Arnold Picot – mit dem ich in einem Praxisprojekt bei Siemens zusammenarbeitete, überzeugte mich ganz in sein Team zu wechseln. Er hatte dabei viel Unterstützung durch meine Frau, die sich vom Wechsel an die Universität mehr Zeit für die Familie erhoffte. Die deutsche Wiedervereinigung ermöglichte mir dann bereits mit 33 Jahren eine volle Professur. Ich war angekommen, obwohl ich dieses Ziel im Studium nie auf dem Plan hatte. Bereut habe ich es nicht. Es zeigt mir, dass Glück im Leben viel mächtiger ist als Pläne.
- Wahrscheinlich bereits im Ruhestand. Meine „Jungmanager-Kollegen“, mit denen ich 1987 bei Siemens anfing, sind jedenfalls schon lange beim Golfspielen…
- Die geringe Kluft zwischen Theorie und Praxis. Wettbewerbsstrategie ist in der Hinsicht ein Bisschen wie Fussball: Alle sind schnell Experten und können mitreden…
- Dass Selbstinitiative die halbe Miete ist. Niemand nimmt Dich bei der Hand! Du musst selbst herausfinden, was Dich wirklich interessiert und wo Du gut sein könntest und dabei Freude empfindest. Die „Belohnung“, die es braucht, um auch arbeitsintensive und „schwere“ Zeiten durchzustehen, fällt einem nicht einfach so zu. Man muss sie sich aktiv erarbeiten. Z.B. sollte man sich zu einer Bachelor- oder Masterarbeit frühzeitig Gedanken machen, um dann gut vorbereitet am richtigen Lehrstuhl andocken zu können. Passivität und Universität passen m.E. schlecht zusammen…
- Studierende, die wie bei einem Überfall in grosser Anzahl und sehr laut die Vorlesung stürmten, an meiner ersten Berufsstation, der TU Freiberg. Das mulmig-panische Gefühl wich erst grosser Erleichterung, als ich begriff, dass die Absichten sehr friedlich waren. Nach altem Brauch wollten sie anschliessend mit Gesang und Fakelzug durch die Stadt lediglich den Professor dazu bewegen, an ihrer Universität zu bleiben. Sie hatten Erfolg. Nicht für immer…
- Fussball. Und zwar die Spiele selbst zunächst, die ich gerne verfolge. Aber auch der Blick „hinter die Kulissen“, also die Fussballregulierung und -finanzierung, mit der ich mich seit vielen Jahren befasse.
- Eindeutig das Erstere. Folien sind für mich hier lediglich das Grundgerüst. Dieses sollte so stabil sein, dass es alle Aktualisierungen der Geschichte, die im Hörsaal jeweils neu erzählt wird, tragen kann. Wie bei einem Haus, das man stets neu einrichten und ausstatten kann, ohne das Mauerwerk verändern zu müssen. Wie sonst könnte man von einer Grundlagenvorlesung sprechen?
- Nein. Die Räume selbst nehme ich nicht prominent wahr. Ich erinnere mich eher an Stimmungen und Zuhörerschaften.
- Wenn ich meiner Frau glauben darf, dann, dass ich alles zu erklären versuche und wohl auch (regelmässig) überzeugt bin, es (besser) zu wissen…
- Eine „einzelne Regel“ ist schwer zu benennen. Aber auch die Universität entkommt nicht dem Zeitgeist der zunehmenden Bürokratisierung, der getrieben wird durch meist positiv belegte Bestrebungen nach Compliance, Transparenz usw. Die Gefahr, dass dadurch Innovation, Kreativität und Unternehmertum auf der Strecke bleiben, wird intensiv debattiert. Aber Lösungen sind schwierig. Es droht die „Bürokratie der Entbürokratisierung“. Ich ertappe mich zunehmend beim „not my problem“-Ansatz, wenn ein neues Element des bürokratischen Korsetts ins Blickfeld rückt: „Gegeben, dass ich am 31. Juli 2026 in den Ruhestand trete, betrifft es mich noch?“